Demobilisierte Klassengesellschaft und Potenziale verbindender Klassenpolitik

Beiträge zur Klassenanalyse (2). Mit Beiträgen von Mario Candeias, Klaus Dörre und Thomas E. Goes.

«Im Feuilleton und vielen politischen Debatten, nicht nur der gesellschaftlichen Linken, ist ‹die Klasse› zurück, meist verbunden mit dem Versuch, die Rechtsentwicklung der Gesellschaft zu erklären. Die Bilder der Klasse, die dabei häufig transportiert werden, sind jedoch seltsam eindimensional, fast altmodisch, beziehen sich auf einen ganz bestimmten Ausschnitt von Klasse.

Demgegenüber werden andere Teile entnannt bzw. als gar nicht der Klasse zugehörig behauptet. Entsprechend polarisiert verlaufen dann die Debatten, die Differenzen zu harten und falschen Gegensätzen stilisieren: Identitäts- versus Klassenpolitik oder auch «Kosmopoliten» versus «Kommunitarier». Dies ist aus meiner Sicht der politisch hoch problematische Ausdruck einer Unfähigkeit, Differenzen und Widersprüchen innerhalb der Klassen angemessen zu begreifen.

Demgegenüber geht die Vielfältigkeit der Klassen verloren. Diese Vielfältigkeit gilt es also wieder sichtbar zu machen, ohne ihren Zusammenhang aufzulösen: Wir müssen die Stimmen und unterschiedlichen Klassengeschichten wieder hörbar machen.

Was denken und fühlen der Kohlekumpel in der Lausitz, der von Digitalisierung bedrohte Industriearbeiter, die DHL-Botin am Ende einer informatisierten Logistikkette, die Krankenschwester in den modernen Krankenhauskonzernen, die Informa tikingenieurin, die feststellen muss, dass ihr hoch qualifiziertes Wissen in kurzer Zeit durch neue Technologien und jüngere Konkurrent*innen entwertet wird, oder die jungen, urbanen, akademisch qualifizierten, aber häufig Prekarisierten mit unsicheren Zukunftsaussichten?» (Mario Candeias im Vorwort.)

Eine Publikation der Rosa Luxemburg-Stiftung

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